Montag, 29. November 2010

Brüche machen das Leben spannender

Heute war der Tag der Brüche.
Ein kleiner Nabelbruch beim Kind hat sich bestätigt, und am Nachmittag fand sich auch eine Erklärung für den See vor unserer Haustür: ein geborstenes Wasserrohr ist die Ursache gewesen. Zum Glück liegt es außen, es ist eins von diesen zum Befüllen von Gartengiesskannen oder so. Allerdings können wir es nicht abdichten, da es hinter einem anderen Rohr liegt, und auch nicht abklemmen da es nur einen Haupthahn zu geben scheint. Es gibt jetzt also entweder nur heisses Wasser oder draußen auslaufendes Wasser. Naja, normalerweise würde man ja seinen Vermieter darüber informieren, wie unpraktisch, dass unserer gerade in der Antarktis ist. Der Klempner ging auch nicht ans Telefon, der hat heute wohl gut zu tun nach der kalten Nacht. Aber zum Glück müssen wir uns keine Gedanken über die Wasserrechnung machen, das ist das praktische bei einer eigenen Quelle.



Antwort auf Kommentar zu Nabelbruch: das geht von alleine wieder weg, ist nur ein ganz kleiner hubbel im Nabel (warum zur Hölle kann ich nicht selbst auf kommentare antworten??!! funktioniert weder anonym noch mit konto, angemeldet, unangemeldet, cookies gelöscht und nicht gelöscht. klappt einfach nicht :<)

Winterwonderlandjammer


Wie ihr bemerkt habt, waren wir ein bisschen stiller in der letzten Woche. Es ist einfach zu kalt zum Tippen gewesen, und die Lebensbedingungen sind einfach nicht auf Schnee und Glätte eingerichtet. Da fragte ich doch unseren Nachbarn vor 10 Tagen, ob hier Winterreifen nötig seien. "Neee, Schnee ist hier kein Thema" meinte er. Und keine Woche später sind wir hier in unseren Hügeln eingeschneit. Sprecht mal nicht unsere Schafe auf "Eisbein" an, das finden die gar nicht witzig!




Gestern hatte das Meer bis nachmittags um halb zwei eine Eisschicht. Kann man eigentlich von nachmittags sprechen, wenn man 13:30 Uhr meint? Ich glaube ja, zumindest, wenn es um 15 Uhr zu dämmern beginnt und um 16 Uhr die Sonne untergeht! Heute morgen hieß es im Radio, dass heute Nacht mit minus 17° C die tiefsten Temperaturen in Wales seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen wurden. Und das sind ganz andere 17° C als eine entsprechend tiefe Temperatur in Berlin, hier ist das ja auch alles noch mit kriechender Feuchtigkeit gepaart.
Um euch das ein bisschen zu illustrieren: Ich schlafe mit Strumpfhose, dicker Schlafanzughose, Wollpulli, Schals, Strickmütze, wickele mich in eine Fleece-Decke, darüber kommen zwei Bettdecken (die haben hier nur Steppdecken) und dann drei Wolldecken. Und morgens wischen wir die Fenster frei, pro Scheibe saugt sich eine Stoffwindel mit Kondenswasser voll. Die Vokabel für Schimmel hatte ich nach ner Woche drauf.
Ein Gutes hat die Kälte aber doch. Wir berichteten ja an anderer Stelle von der Umstellung auf Recycling. Seit zwei Wochen wird der Normalmüll nur noch alle zwei Wochen abgeholt, dafür aber Kompost, Papier und „gelber Sack“ wöchentlich. Nun stelle ich mir ungern vor, es wären sommerliche Temperaturen und wir säßen hier zwei Wochen auf den Hinterlassenschaften unseres Windelkindes. So doll verschliessbare Tüten gibt es gar nicht!  

Eine schöne Adventszeit wünschen wir euch!

Sonntag, 28. November 2010

To queue or not to queue

Neulich morgen im Uni-Cafe. Ich komme rein, vor mir ein Mensch am Tresen. Ich stelle mich rechts von ihm an (weiß ja inzwischen wie wichtig das hier ist). Seine Bestellung dauert sehr lange (ham and eggs, you know), nach und nach kommen mehr Leute rein. Und stellen sich links von der vom Bestellenden an. Ich: irritiert. Dann: Next one, please! Das bin aber nicht ich. Wie selbstverständlich wendet sich der Verkäufer der ersten Frau in der linken Schlange zu. Die aber, ganz britische Höflichkeit: "He is first!". Ich: erleichtert; kein Aufstand nötig; Kaffee bestellt. Ich zu ihr: "Thanks!" Sie, die Hand fest auf meinem Unterarm: "Next time you cue on the correct side, right?"Aber, verdammt, ich war doch erster. Mir scheint, die "Queue" ist einfach nur ein billiger Trick, um arme Ausländer zu übertölpeln…

Montag, 22. November 2010

Die Pilcherisierung beschränkt sich nicht auf Cornwall

Auch in walisischen Schlafzimmern gehört eine deftige Portion Kitsch zu einem gemütlichen Sonntagabend-Abschluss.

Zunächst, der Weihnachtsmann am Kühlschrank hängend (emotionale Situation!).  

30 Minuten später: ein paar Tränen der Rührung beim Schlafanzug anziehen.



Dann ein glückseliges glucksendes Aufjauchzen beim Anblick von Nelli aus der Apotheke.





Beendet wird der Abend mit einem Blick aus dem Fenster und einem versöhnlichen "Gute Nacht, Schafe!".
Das sind die Hoch und Tiefs von B.´s Sonntagabend, kein Horrorfilm, keine Teletubbis, kein Streit oder aufregende Geschenke.
Danach könnte man als kleines Kind doch eigentlich mal durchschlafen, oder?! Und nicht von 3 bis 5 wach sein und die Eltern ärgern...

Freitag, 19. November 2010

ibeähj

In den letzten Tagen habe ich viel bei ebay rumgeguckt. Und auch auf eine Babyjacke der nächsten Größe gesteigert. Rot, warm und hübsch: habe vierfuffzig geboten 6 Minuten bevor das Ding ablief und mich gefreut. Aber denkste: da hat jemand allen Ernstes 11 Sekunden vor Ablauf nochwas draufgesetzt. Wie gemein!! (C. sagte, er würde das genauso machen. Ich kann es kaum glauben!)
Warum ich eigentlich darauf komme: ebay hat scheinbar seinen Stammsitz in Aberysthwyth, und schrieb sich erst auf walisisch bevor es sich internationalisierte, wie auf dem Foto noch zu sehen ist.




PS: wer findet den Schreibfehler?

Noch ein Nachtrag: guckt doch mal hier und hier, was manche Leute für Absurditäten bei ebay einstellen. Da wär mir doch die Zeit und der Speicherplatz auf meiner Kamera zu schade!!

Donnerstag, 18. November 2010

Wenn der Postmann selber aufmacht

Da hatte ich doch vor einigen Wochen noch befürchtet, dass nichts Größeres (als durch den Briefschlitz passt) hier ankommen wird, wenn wir nicht da sind. Das Problem ergab sich für mich, weil es hier keine Strassennamen gibt und alle unsere Nachbarn Hausnamen haben, die wir nicht kennen, und die wir wohl auch nicht identifizieren könnten, wenn sie jemand ausspricht. Wie sollte da der Postbote einen Zettel dalassen, auf dem dann steht "Paket beim Nachbarn in LLynffayllda-ty-Twnmawr abholen"?
Die sind hier aber pfiffiger. Ich war die ganze Woche mit Mittelohrentzündung zu Hause, Watte in den Ohren, Mütze auf dem Kopf und hab wegen dieser doppelten Dämmung die Post nicht klingeln gehört. Da hat der Postbote das Päckchen und die andere Post einfach selbständig auf die Waschmaschine gestellt. Wie gut, dass die Haustür nicht abgeschlossen war...

Montag, 15. November 2010

Arbeitsplätze, No.4

Einige von uns arbeiten ja außer Haus, zumindest Teilzeit. Und obwohl ich heute aufgrund langwieriger Eiskratzerei ne halbe Stunde zu spät im Kindergarten war, waren wir die ersten und ich konnte endlich mal versuchen, ein Foto von B.´s Büro zu machen. Habe versucht, B. in die Mitte zu setzen und schnell alles zu fotografieren, aber er krabbelte empört zu mir zurück. Seine Betreuerin schlug dann vor, zum Ausgleich nochmal ein Foto mit Lächeln auf meinem Arm zu knipsen.
Aber so in etwa sieht also der Teilzeit-Arbeitsplatz von B. aus, wenn er aufgeräumt ist. Interessant ist das Bett auf Rollen im Hintergrund: Damit machen die alle paar Wochen Feueralarm-Übung.

 
Hm... und wenn ich mir jetzt so das Foto ansehe, weiß ich auch, warum die Betreuerin vorhin auf die Schuhe zu sprechen kam :)

Sonntag, 14. November 2010

freudige Abnehmerinnen für Äpfel und Möhren


Häufiges Ziel unserer Spaziergänge rund ums Haus: das Pferde-Tor. Man beachte die Begrüßungsgesten in rot.
Hinter dem Tor eine seehr große Weide, deswegen sehen uns die Pferde manchmal nicht. Heute kam nur eins, die anderen haben uns erst bemerkt, als die Möhrchen schon komplett alle waren. Gibts da irgendwelche Gefahren beim Füttern, irgendwas, was man wissen muss? Mal ein Apfel, mal ein oder zwei Möhren, macht das denen Bauchschmerzen?

Samstag, 13. November 2010

ey, mach mich nich süchtig!

Gestern wieder Anlass für eine Lacher, aber eigentlich ganz schön traurig: auf einigem Babyessen, meistens von Biomarken, steht allen ernstes, und zwar positiv damit werbend "no junk promise"!



Vor allem die obige Firma garniert alle ihre Verpackungen mit dem "ich hab keine fiesen Süchtigmachstoffe in meiner Babynahrung"-Versprechen. Hier steht das nochmal genauer begründet.
Aber wir sind allen Ernstes ziemlich aufgeschmissen beim Kinderessen einkaufen, und sogar ganz froh über solche Hinweise, denn "Bio" ist hier scheinbar ein ziemlich lasches Siegel, was man sich scheinbar schon auf die Verpackung kleben darf, wenn man die Zutaten vor der Verarbeitung gewaschen hat. Ts!
Aber alles selber kochen geht für uns auch nicht. Und wenn man dann ein paar Reservegläschen im Supermarkt-Regal sucht, muss man verdammt genau lesen, dass man nicht ständig -für Babyessen völlig unnötige- Inhaltsstoffe wie Zucker, Ascorbinsäure, Koriander, Cumin, Salz, oder eben auch das böse Natriumglutamat (junk hazard!) miteinkauft. Und zwar in Gläschen, die laut Eigenwerbung ab dem 4. bzw. 7. Monat sind oder manchmal sogar in vermeintlicher Bio-Qualität angeboten werden!

Kuhtrieb und Schaftrieb

Schaftrieb: Hirte auf nem schnellen Rasenmäher-Quad, hört sich beim Rumfahren an wie unser Kind, wenn es schreit. Und ein paar schwarzweiße Schafhunde, die mega Spaß bei der Rennerei haben.

Kuhtrieb: Gabeltrecker und Kuh-Hunde (sind dieselben Bordercollies wie die Schaf-Hunde, davon hat hier scheinbar jeder Haushalt so 5-10 Stück und die passen auch alle gleichzeitig ins Auto - übereinander!). Kühe sind, vor allen Dingen wenn es bergab geht, wesentlich langsamer als Schafe. Daher ist ein Kuhtrieb wahrscheinlich der einzige Anlass für einen Stau auf unseren kleinen Seitenstrassen hier.



Mittwoch, 10. November 2010

Was ist wirklich am Ende des Regenbogens?



Noch besser als Bilder von leeren Küstenstrichen: Bilder von leeren Wiesen, die endlich einmal zeigen, wie das Ende vom Regenbogen wirklich aussieht und wo die ganze Farbe des Regenbogens herkommt. So nah hat man den ja selten vor der Nase und das Ende (oder den Anfang) greifbar.
Bin also gleich nachschauen gegangen, aber der Topf voll Gold war schon weg (?). Stattdessen: Schafscheisse...
 




Samstagnachmittag um drei

Noch ein Nachtrag zu unserem letzten Wochenendausflug, einmal mehr Bilder von einem wunderschönen Strand bei wirklich gutem Wetter, sonnig, und nicht zu windig. Aber: Die Bilder suggerieren sie seien an einem Dienstagvormittag aufgenommen - in Wirklichkeit ist es ein ganz normaler Samstagnachmittag. Und nur alle 2 Kilometer ein andere Menschen, einfach großartig!







Schilder beim Spazierengehen

Immer wieder fielen mir in letzter Zeit kuriose Warnhinweise auf; scheinbar sind hier für eine Menge Situationen extra Schilder notwendig, in meinen Augen toppt das den angeblichen Schilderwildwuchs in Deutschland bei weitem.
Hier die erste Auswahl Hinweisschilder, aufgenommen beim Spaziergang in Ynyslas und Aberdyfi. (Letzteres spricht sich übrigens "düffi" und nicht "deifi" haben wir jetzt gelernt).
Ich wüsste zugern, ob die Schilder wirklich aus aktuellen Situationen entstanden sind oder als Präventiv-Maßnahmen dort stehen. Zumindest an das "Hunde gehen links und nicht rechts"-Schild hat sich kein Hund und Mensch gehalten. Vielleicht hing es einfach zu hoch und war für die Hunde nur ein Pfosten zum Beinchen-Heben?

Dieses Schild mag ja für sich gesehen Sinn machen.
Aber nur wenn Gras in der Nähe ist! Das obige Schaf-Warnschild hing an diesem Tor zwischen Sandstrand und Parkplatz in der Mitte des Ortes. Keine Schafe und Schafmöglichkeiten in Sichtweite.

Die beiden folgenden sprechen für sich

Sonntag, 7. November 2010

Aberdyfi Delta

Start unseres Spaziergangs: der Strand von Aberdyfi

Blick über den Fluss nach Ynyslas, die kleinen Punkte sind Autos, da parken wir sonst auch. Und von dort sind einige Fotos vom letzten Posting gemacht worden.


Die folgenden Bilder zeigen das Aberdyfi-Delta bei Ebbe, zweimal am Tag eine beeindruckend riesengroße Fläche trockenen Meeresfussbodens.


 



Auf den nächsten Bildern ist in der Mitte jeweils der Fluss zu sehen, der bei Ebbe natürlich nicht mitwegtrocknet. Auf der anderen Seite ist wieder Ynyslas oder auch die Küste bei Borth zu sehen.



Die folgenden Bilder zeigen den selben Ort von 2 Seiten, im Abstand von ca. 90 Minuten. Das Wasser steigt bei Flut 3,5 Meter, und die Fläche läuft richtig schnell voll.



Samstag, 6. November 2010

Ynyslas


Ynyslas ist der Name einer Landzunge, die man erreicht, wenn man am Strand des Städtchens Borth weitergeht. Sie ist die südliche Begrenzung des großen Aberdyfi-Deltas, welches bei Ebbe eine riesengroße Fläche im Land ist. Gebt mal bei googlemaps "Ynyslas" ein und drückt auf "Satellit" oder lasst es euch bei googleearth anzeigen. Die Mittelinsel mitten im Fluss-Delta die ihr dann sehen könnt, war in sehr alten Zeiten ein wichtiger Versammlungsort, ganz nah an der alten walisischen Hauptstadt Machynlleth gelegen und aus allen weiteren Richtungen sowie von der See aus gut zu erreichen. Und von oben kann man einfach am besten sehen, wie beeindruckend und groß dieses Flussdelta ist. Bei Flut ist das ganze Delta voller Wasser und bei Ebbe komplett Watt und begehbar. Man kann auch mit dem Auto hin und wie auf Røm auf den Strand der Innenseite der Landzunge fahren.

Wir waren jetzt schon dreimal da und einfach nur hingerissen: es ist kaum jemand dort, auch nicht bei bestem Sonnen-Wochenendwetter. Es gibt immer wieder etwas Neues zu sehen und es ist wunderbar für lange Spaziergänge. Definitiv mein Lieblingsort bis jetzt! Hier findet ihr einen virtuellen Rundgang mit ein paar Besonderheiten von Ynyslas beschrieben. Geht ganz fix, und ist sehr gut gemacht.

Blick von Ynylas auf das gegenüberliegende Städtchen Aberdyfi
Das Wasser ist bei Ebbe weg!

Aberdyfi ist von Ynyslas aus "less than a mile away as the crow flies but it's a journey of more than 20 miles by road or rail." Wir haben viele Surfende und Kitende dort von Ynyslas aus gesehen und immer strahlte die Sonne auf die weissen Häuser. Heute waren wir mal dort und morgen kommt ein Bericht davon.


Der rote Milan

Nun möchte ich endlich mal etwas mehr über die hier ansässigen Raubvögel schreiben, von denen schon an einigen Stellen die Rede war (wir waren immer noch nicht bei unserem Nachbarn zur Fütterung, ein bisschen viel Arbeit in der letzten Zeit, um mittags dafür Zeit zu haben).
Es handelt sich hier um Rotmilane (ich kannte sie bisher einfach als "Milan"), die auf deutsch manchmal auch Königsweihe oder Gabelweihe heissen.

In Wales sind sie so etwas wie Wappenvögel, was zum einen daran liegt, dass dieser Vogel hier "red kite" genannt wird und damit eine enge Verwandtschaft zum walisischen Wappen aufweist, was aus einem roten Drachen auf grünem Grund besteht.
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/18426513
Scheinbar ist für die Waliser_innen die sprachliche Verwandschaft zwischen "Drache" und "Drache" doch sichtbar (ich hab mich das immer gefragt, was mit Wörtern ist, die im deutschen die gleiche Bezeichnung haben und hier zwei Worte für eine nutzen.)
http://www.uniaktuell.unibe.ch/content/umweltnatur/2009/rotmilan/
Zum anderen sind die Leute hier sehr stolz darauf, dass es den Vogel hier wieder gibt, war der Milan doch auf dieser Insel fast ausgerottet. Unser Nachbar berichtete, dass es noch vor 40 Jahren gar keine Milane hier mehr gab, und jetzt so viele.

Mehr Hintergrund über den Vogel gibt es hier und hier zu lesen. Empfehlenswert.