Mittwoch, 22. Dezember 2010

Zugreisen in Wales

Letzten Freitag also, unser Plan wie geschildert, ein Tagesausflug nach Birmingham. Morgens hin, abends mit unserem frisch aus Glasgow angereisten Besuch zurück. Natürlich wollten wir auch den Kinderwagen mitnehmen, da 8 Stunden Manduca [Trageding für Kinder] doch ein bisschen auf den Rücken geht. Zum Glück, und das meine ich wirklich so, hatte der Kleine in der Nacht davor Fieber und es hatte so doll geschneit, dass ich mich - von unserem Nachbarn freundlicherweise zum Bahnhof gefahren - alleine auf den Weg nach Birmingham machte. Ich kam gerade noch in den 11:30 Uhr Zug rein, andere hatten nicht so viel Glück, und hatten scheinbar genau wie ich vergessen, dass die Semesterferien an diesem Tag begannen. Auch die Bahn hatte nicht daran gedacht und so stapelten sich Studis und Reisende bis in die oberen Regionen des Fahrradabteils in zwei minikleinen Waggönchen, die sonst auf der Strecke wohl ausreichen. Ich war sehr froh, dass mein Kind hier nicht noch kleiner gequetscht wurde, und den Kinderwagen hätten wir sowieso niemals reingekreigt. Nun, Glück im Unglück. Zwei Stationen und 20 Minuten nach dem Einsteigen (der Zug startete in Aberystwyth) hielten wir erstmal für eine Stunde um einen weiteren Waggon anzukuppeln. Der Kaffeemann konnte zwar sein Wägelchen nicht durch die Gänge schieben, war aber trotzdem innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Drei Stunden später war ich wohlbehalten in Birmingham und ich muss sagen, die Fahrt war trotz allem wunderschön, eine so fantastische Aussicht aus dem Fenster hatte ich noch nie beim Zugfahren. Stellt euch das Hügelland und die Elfenbaumhäuser aus Herr der Ringe tiefverschneit und mit echten Schafen vor. Hui!
Abends dann die Rückfahrt mit dem letzten Zug, Unmengen von Hinweisen auf Stolperstellen oder auch antisocial behavior. Im Zug auf der Hinfahrt wurde das noch spezifiziert mit "andere Leute ärgern / pöbeln", "Füsse auf die Sitze legen", "Alkohol trinken" und "laute Musik hören". Hatte leider zu wenig Bewegungsfreieit um das zu fotografieren. Naja...die Liste las sich wie "was passiert normalerweise bei einer Klassenfahrt / Gruppenreise oder abends am Wochenende" und ich weiß nicht ganz, was solche Schilder bringen sollen, das zu verändern.
Und als unser Besuch am Montag von Aberystwyth nach Bristol fahren wollte, unser Auto liegt ja immer noch unter einer Schneedecke, das nächste Abenteuer. Sie musste erst wieder zurück nach Birmingham (3 Stunden nach Osten) um dann weitere 3 Stunden nach Süden zu fahren. Komplett absurd wie ihr auf der folgenden Karte sehen könnt (wo Birmingham schon gar nicht mehr drauf ist, zieht die Linie von Shrewsbury einfach nochmal eine Weile nach rechts und denkt euch dann eine Bahnlinie nach Bristol, ganz unten). Mehr interessante walisische Karten gibt es übrigens hier.

Cardiff ist ja die Hauptstadt von Wales und man könnte 
doch meinen, dass die dann anständig ans Bahnnetz angebunden wäre. Nix da! guckt euch die Karte an! 
Als ich heute eine Engländerin auf die miserablen Bahnverbindungen ansprach meinte sie, wenn ich walisische Nationalisten danach fragen würde, bekäme ich als Antwort, dass Thatcher das gemacht hat um die walisischen Unabhängigkeitsbestrebungen zu unterminieren. Ich gehe mal nicht so weit und tippe auf stupiden Privatisierungswahn. Der dieses unglaublich effiziente Ergebnis zur Folge hat, dass man aus Wales rausfahren muss um mit dem Zug von einer walisischen Stadt in die nächste zu kommen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen